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Systemupdates von Apple sind häufig für Überraschungen gut – meistens angenehme, manchmal aber auch weniger gute. Erinnern Sie sich noch an das Verschwinden des „Library“-Verzeichnisses? Es dauerte ein wenig, bis alle User merkten, dass sie es im Menü „Gehe zu“ wiederfinden konnten, wenn Sie dabei die Alt-Taste gedrückt hielten (wir haben natürlich aktuell darüber berichtet).
Das war schon ärgerlich genug. Was dem User aber nach der Installation des neuesten, heute (am 16. Mai 2014) erschienenen Updates auf Mac OSX 10.9.3 (Maverick) zugemutet wurde, war ein dicker Hund: Der Benutzer- Ordner war plötzlich verschwunden. Dieses „Feature“ betraf allerdings nicht alle Installationen, offenbar blieben ältere Systeme davon verschont.
Warum macht Apple solch einen Unsinn? Die dahinter stehende Absicht ist sicher eine gute – wie beim Verstecken der Library ebenfalls: Der Normalanwender soll sich bitteschön nach Möglichkeit nur innerhalb seines Benutzerordners aufhalten, die darunter liegenden Verzeichnisse bleiben dem System vorbehalten und der User sollte von diesen möglichst seine Finger lassen, weil er dort ziemlich viel Mist anstellen kann (bis zum Schrotten des gesamten Systems), wenn er sich nicht bestens auskennt.
Bei der Library war das noch nachvollziehbar – der Normalanwender brauchte ihren Inhalt wirklich extrem selten. Allerdings gehören ambitionierte Photoshop-Benutzer schon nicht mehr in diese Gruppe – immerhin liegen dort die Farbprofile. Wer Farbmanagement betreibt, braucht also Zugriff auf die Library – wenngleich nur über den Finder.
Das Verstecken des Benutzerordners hat jedoch eine ganz andere Qualität, denn es betrifft eben nicht nur den Finder, sondern auch alle Anwendungsprogramme, die zwingend und unbegrenzt Zugriff auf dessen Inhalt benötigen. Vom Grundverzeichnis der Systemfestplatte aus ist dieser Zugriff nach dem Update jedoch verwehrt, möglich ist er nur noch über die „Favoriten“. In der Adobe Bridge zum Beispiel führt im Bereich „Ordner“ vom „Computer“ aus kein Weg mehr zu den eigenen Dateien.
Das war ganz sicher nicht im Sinne des Erfinders dieses Features, aber das Kind ist nun schon in den Brunnen gefallen. Sie können ziemlich sicher davon ausgehen, dass es dieses Verhalten im nächsten Update nicht mehr gibt – die Welle der Entrüstung schwappt gerade über das Internet bis vor die Tore von Apple. Schließlich gibt es selbst bei Apple-Anwendern nicht nur die ganz Beschränkten, die vor ihrer eigenen Courage geschützt werden müssten, sondern auch ein paar, die wissen, was sie tun, wenn Sie unterhalb ihres Benutzerverzeichnisses ins System eingreifen.
Wir haben – mithilfe unseres aufmerksamen Lesers Wolfram Rupp von der Werbeagentur artacus (www.artacus.com) – einen Weg gefunden, die unsinnige Bevormundung zu beenden. Allerdings – das sei gleich vorangestellt – müssen Sie damit wirklich tief in Ihr System eingreifen, was Sie mit allergrößter Vorsicht tun sollten, weil Sie dort viel Schaden anrichten können. Alles, was Sie auf dieser Ebene tun, machen Sie auf eigene Gefahr – Autor und Verlag können hierfür keinerlei Haftung übernehmen. Wir haben den Trick allerdings auf mehreren Systemen ausprobiert, er funktionierte wunderbar und war frei von Risiken und Nebenwirkungen. Trotzdem sollten Sie unbedingt vorher ein Backup erstellen.
Sie benötigen für den Trick das Programm „Terminal.app“, das Sie im Verzeichnis „Dienstprogramme“ finden. Starten Sie das Programm und warten Sie, bis sich das Unix- Terminal öffnet. Geben Sie nun folgende Unix-Befehlszeile ein
sudo chflags nohidden /Users
und beenden Sie die Eingabe mit der Return -Taste.
Achten Sie peinlich genau auf die Schreibweise, Sie dürfen auf keinen Fall auch nur den kleinsten Fehler machen. Vergessen Sie nicht den Schrägstrich vor „Users“ und beginnen Sie dieses Wort als einziges mit einem Großbuchstaben.
„sudo“ ist eines der gefährlichsten Unix-Kommandos, es ist die Abkürzung für „super user do“ – Sie umgehen damit die eigentliche Rechtehierarchie. „chflags“ steht übrigens für „change flags“ – es ändert Datei- oder Ordnerattribute. Und „nohidden“ sorgt dafür, dass das Attribut „hidden“ (versteckt) auf „no“ gesetzt wird. Das Ganze gilt für das Verzeichnis „Users“ – so heißt der Benutzerordner in der Unix-Shell.
Das Terminal fragt Sie nach der Eingabe der Befehlszeile nach Ihrem Administrator-Passwort – geben Sie es ein und bestätigen Sie nochmals mit Return . Und siehe da, der Ordner „Benutzer“ ist zurück.