Riesen-Panne bei Systemupdate: Apple schafft den Benutzer ab!

Edit: Apple hat relativ schnell reagiert und ein Bugfix-Update von iTunes auf 11.2.1 nachgereicht. Dieses Update beseitigt den Bug vollständig, der in iTunes 11.2 enthalten war, das gleichzeitig mit dem Sicherheitsupdate von Mac OSX 10.9.3 ausgeliefert wurde. Der Benutzerordner wird wieder uneingeschränkt sichtbar, wenn Sie dieses Update installieren, das Sie über den App-Store oder über www.apple.com/de/itunes erhalten. Der nachfolgende Beitrag verliert dadurch natürlich seine Relevanz. Trotzdem viel Spaß beim Lesen ;)

 

Systemupdates von Apple sind häufig für Überraschungen gut – meistens angenehme, manchmal aber auch weniger gute. Erinnern Sie sich noch an das Verschwinden des „Library“-Verzeichnisses? Es dauerte ein wenig, bis alle User merkten, dass sie es im Menü „Gehe zu“ wiederfinden konnten, wenn Sie dabei die Alt-Taste gedrückt hielten (wir haben natürlich aktuell darüber berichtet).

Das war schon ärgerlich genug. Was dem User aber nach der Installation des neuesten, heute (am 16. Mai 2014) erschienenen Updates auf Mac OSX 10.9.3 (Maverick) zugemutet wurde, war ein dicker Hund: Der Benutzer- Ordner war plötzlich verschwunden. Dieses „Feature“ betraf allerdings nicht alle Installationen, offenbar blieben ältere Systeme davon verschont.

Gute Absicht, schlecht durchdacht

Wo, bitte, ist mein Benutzerordner mit allen meinen Arbeitsdateien? Im Grundverzeichnis der Systemfestplatte ist er nicht mehr sichtbar (links). Wenn es nur um den Finder ginge, wäre das Problem auch gar kein großes, immerhin kann man seinen Inhalt über den Menübefehl „Gehe zu > Benutzerordner“ im aktuellen Fenster anzeigen lassen und hat dann wieder die gesamte Datenstruktur zur Verfügung. Doch mit dem Finder allein arbeiten Sie am Mac wohl recht selten – die meiste Zeit verbringen Sie mit Anwendungsprogrammen wie „Adobe Photoshop“ und vielen anderen. Die sind davon auch betroffen – und hier wird es wirklich kritisch, …

Warum macht Apple solch einen Unsinn? Die dahinter stehende Absicht ist sicher eine gute – wie beim Verstecken der Library ebenfalls: Der Normalanwender soll sich bitteschön nach Möglichkeit nur innerhalb seines Benutzerordners aufhalten, die darunter liegenden Verzeichnisse bleiben dem System vorbehalten und der User sollte von diesen möglichst seine Finger lassen, weil er dort ziemlich viel Mist anstellen kann (bis zum Schrotten des gesamten Systems), wenn er sich nicht bestens auskennt.

Bei der Library war das noch nachvollziehbar – der Normalanwender brauchte ihren Inhalt wirklich extrem selten. Allerdings gehören ambitionierte Photoshop-Benutzer schon nicht mehr in diese Gruppe – immerhin liegen dort die Farbprofile. Wer Farbmanagement betreibt, braucht also Zugriff auf die Library – wenngleich nur über den Finder.

Bridge-Anwender gucken in die Leere

Das Verstecken des Benutzerordners hat jedoch eine ganz andere Qualität, denn es betrifft eben nicht nur den Finder, sondern auch alle Anwendungsprogramme, die zwingend und unbegrenzt Zugriff auf dessen Inhalt benötigen. Vom Grundverzeichnis der Systemfestplatte aus ist dieser Zugriff nach dem Update jedoch verwehrt, möglich ist er nur noch über die „Favoriten“. In der Adobe Bridge zum Beispiel führt im Bereich „Ordner“ vom „Computer“ aus kein Weg mehr zu den eigenen Dateien.

Die meiste Zeit verbringen Sie mit Anwendungsprogrammen wie „Adobe Photoshop“ und vielen anderen. Die sind davon auch betroffen – und hier wird es wirklich kritisch, denn dort ist der Menübefehl nicht zugänglich. In der Bridge zum Beispiel ist Ihnen durch das Verschwinden des Benutzerordners der Zugang zu Ihren Arbeitsdateien verwehrt – über das Grundverzeichnis kommen Sie im Bereich „Ordner“ nicht hinaus.

… denn dort ist der Menübefehl nicht zugänglich. In der Bridge zum Beispiel ist Ihnen durch das Verschwinden des Benutzerordners der Zugang zu Ihren Arbeitsdateien verwehrt – über das Grundverzeichnis kommen Sie im Bereich „Ordner“ nicht hinaus.

Wie Sie Ihren Benutzerordner zurückbekommen

Warten bis zum Apple-Update?

Das war ganz sicher nicht im Sinne des Erfinders dieses Features, aber das Kind ist nun schon in den Brunnen gefallen. Sie können ziemlich sicher davon ausgehen, dass es dieses Verhalten im nächsten Update nicht mehr gibt – die Welle der Entrüstung schwappt gerade über das Internet bis vor die Tore von Apple. Schließlich gibt es selbst bei Apple-Anwendern nicht nur die ganz Beschränkten, die vor ihrer eigenen Courage geschützt werden müssten, sondern auch ein paar, die wissen, was sie tun, wenn Sie unterhalb ihres Benutzerverzeichnisses ins System eingreifen.

Tiefer Eingriff ins System

Wir haben – mithilfe unseres aufmerksamen Lesers Wolfram Rupp von der Werbeagentur artacus (www.artacus.com) – einen Weg gefunden, die unsinnige Bevormundung zu beenden. Allerdings – das sei gleich vorangestellt – müssen Sie damit wirklich tief in Ihr System eingreifen, was Sie mit allergrößter Vorsicht tun sollten, weil Sie dort viel Schaden anrichten können. Alles, was Sie auf dieser Ebene tun, machen Sie auf eigene Gefahr – Autor und Verlag können hierfür keinerlei Haftung übernehmen. Wir haben den Trick allerdings auf mehreren Systemen ausprobiert, er funktionierte wunderbar und war frei von Risiken und Nebenwirkungen. Trotzdem sollten Sie unbedingt vorher ein Backup erstellen.

Terminal.app benötigt

Sie benötigen für den Trick das Programm „Terminal.app“, das Sie im Verzeichnis „Dienstprogramme“ finden. Starten Sie das Programm und warten Sie, bis sich das Unix- Terminal öffnet. Geben Sie nun folgende Unix-Befehlszeile ein

sudo chflags nohidden /Users

und beenden Sie die Eingabe mit der Return -Taste.

Eingabefehler vermeiden!

Achten Sie peinlich genau auf die Schreibweise, Sie dürfen auf keinen Fall auch nur den kleinsten Fehler machen. Vergessen Sie nicht den Schrägstrich vor „Users“ und beginnen Sie dieses Wort als einziges mit einem Großbuchstaben.

Unix-Kommandos erläutert

„sudo“ ist eines der gefährlichsten Unix-Kommandos, es ist die Abkürzung für „super user do“ – Sie umgehen damit die eigentliche Rechtehierarchie. „chflags“ steht übrigens für „change flags“ – es ändert Datei- oder Ordnerattribute. Und „nohidden“ sorgt dafür, dass das Attribut „hidden“ (versteckt) auf „no“ gesetzt wird. Das Ganze gilt für das Verzeichnis „Users“ – so heißt der Benutzerordner in der Unix-Shell.

Ordner wieder da

Das Terminal fragt Sie nach der Eingabe der Befehlszeile nach Ihrem Administrator-Passwort – geben Sie es ein und bestätigen Sie nochmals mit Return . Und siehe da, der Ordner „Benutzer“ ist zurück.

Der Lösungsweg

So meldet sich das „Terminal“ – mit einem klassischen Eingabefenster für Unix-Befehlszeilen.

So meldet sich das „Terminal“ – mit einem klassischen Eingabefenster für Unix- Befehlszeilen.

Das sind die vier Zauberworte, die Sie eingeben müssen: „sudo chflags nohidden /Users“. Eingabefehler vermeiden! Nach Bestätigen mit Return ….

Das sind die vier Zauberworte, die Sie eingeben müssen: „sudo chflags nohidden /Users“. Eingabefehler vermeiden! Nach Bestätigen mit Return ...

... werden Sie nach Ihrem Administratorpasswort gefragt (das Passwort, das Sie auch beim Installieren von Programmen eingeben müssen).

... werden Sie nach Ihrem Administratorpasswort gefragt (das Passwort, das Sie auch beim Installieren von Programmen eingeben müssen).

Tippen Sie es ein und bestätigen Sie mit Return. Jetzt können Sie das Programm „Terminal“ beenden (Terminal > Terminal beenden).

Tippen Sie es ein und bestätigen Sie mit Return. Jetzt können Sie das Programm „Terminal“ beenden (Terminal >Terminal beenden)

Und da ist er wieder – der Benutzerordner. Das betrifft nicht nur den Finder, auch alle Anwendungsprogramme (wie die Bridge) arbeiten jetzt wieder wie vor dem Update.

Und da ist er wieder – der Benutzerordner. Das betrifft nicht nur den Finder, auch alle Anwendungsprogramme (wie die Bridge) arbeiten jetzt wieder wie vor dem Update

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