von Martin Vogler

Der Jahresrückblick 2016 für Photoshop, InDesign und Illustrator

Die ganz großen Innovationen und Sensationen sind zwar 2016 ausgeblieben. Dennoch hat sich wieder einiges in der Creative Cloud getan, was den Alltag der Kreativ- und Medienschaffenden beeinflusst hat – positiv wie negativ. Ihre Autorinnen von »Creative aktuell« reflektieren noch einmal kurz das abgelaufene Jahr und wagen einen kleinen Ausblick auf 2017.

Gab es 2016 ein Feuerwerk an Innovationen und Funktionen? Das kann man wie immer so oder so sehen ...

 

Vorab möchten wir uns bei Ihnen allen für Ihre Treue, die regelmäßigen Besuche und das positive Feedback im ablaufenden Jahr bedanken. Es war für uns alle sehr arbeitsintensiv. Am Ende konnten wir Ihnen im Jahr 2016 mehr als 130 ausführliche Expertenlösungen und circa 100 kostenlose Tipps für Photoshop, InDesign und Illustrator präsentieren.

Was war 2016 richtig gut in der Creative Cloud und was hat enttäuscht? Das kann natürlich nur jeder für sich beantworten – denn jeder hat andere Erwartungen und Gewohnheiten. Dennoch ist es vielleicht für Sie auch einmal interessant, zu erfahren, wie Ihre Fachautorinnen das Geschehene beurteilen.

Was waren für Sie die besten Neuerungen im Jahr 2016 gewesen?

Marianne Deiters:Sehr viele aufregende neue Funktionen gab es nicht in 2016. Ich habe mich besonders über die Gesichtserkennung im Verflüssigen-Filter gefreut, die auf meinem Rechner von Anfang an gut funktionierte. Viele Anwender berichteten allerdings von Abstürzen. Die Fehler wurden aber in relativ kurzer Zeit korrigiert.

Aufregend war für viele Anwender auch die neue Funktion Auswählen und maskieren…, die den Befehl Kante verbessern… abgelöst hat. Aufregend vor allen Dingen wegen zahlreicher Fehler, die sie für viele unbrauchbar machten. Die Nachbesserung dauerte etwas länger.

Der neue Arbeitsbereich Auswählen und Maskieren...

 

Ich persönlich vermisse auch die Arbeitsweise des alten Befehls Kante verbessern…, da die Automatik beim Kante-verbessern-Pinselwerkzeug für Freisteller von kurzen und mittellangen Tierhaaren wunderbar gearbeitet hat. Der darunterliegende Algorithmus wurde bei Auswählen und maskieren… aber komplett verändert und ich finde es schwieriger, ohne weitere Nachbearbeitung zu guten Ergebnissen zu kommen.

Seit CC 2017: Kante verbessern wurde zurückgeholt

Super ist, dass Adobe immer wieder auf die Anwender hört und jetzt die Möglichkeit besteht, den alten Befehl Kante verbessern… zusätzlich aufzurufen, indem man bei aktiver Auswahl und gedrückter Umschalt-Taste den Befehl Auswählen und maskieren… aus dem Menü Auswahl wählt.

Isolde Kommer:Besonders gut gefallen mir die OpenType-Verbesserungen in InDesign CC 2017. Früher war es immer ein bisschen mühselig herauszufinden, welche OpenType-Features denn überhaupt in einem bestimmten Font vorhanden sind: Man musste beispielsweise im Zeichen-Bedienfeldmenü den Befehl OpenType wählen und in der nun angezeigten Liste prüfen, welche OpenType-Features vorhanden sind. Einige davon versteckten sich überdies noch in einem Untermenü. In InDesign CC 2017 können Sie nun beispielsweise anhand des »O«-Symbols am markierten Text mit einem Klick sehen, welche Features Sie zuweisen können (und diese hier auch gleich aktivieren).

Monika Gause:Jetzt wird es schwierig, denn so viele Neuerungen gab es ja gar nicht. Das eine Feature, das ich so liebe wie die Breitenprofile aus Version CS5 oder »Interaktiv malen« aus Version CS2 – also echte Neuerungen –, vermisse ich sehr. Auch viele schon lange bestehende Funktionen könnten eine Überarbeitung gut gebrauchen. Aber trotzdem gibt es etwas:

Das Abschaffen von An Pixelraster ausrichten. Die Funktion hat wohl mehr kaputt gemacht als jede andere Funktion und der Netzwerkverkehr, den ihre Auswirkungen in Onlineforen ausgelöst haben, ist wahrscheinlich sogar messbar. Es ist gut, dass neue Anwender sich nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen müssen. Gut zu gebrauchen ist dagegen Export von Element: Der bequeme Export einzelner Elemente – auch großer Mengen einzelner Elemente – erleichtert das Leben vieler Screendesigner.

Was hat Sie im abgelaufenen Jahr am meisten geärgert?

Marianne Deiters:Adobe sollte offensichtlich unfertige Features lieber zurückhalten, anstatt sie rauszuhauen, auch wenn die Anwender Druck machen. Am Ende sind sie umso unzufriedener. Wichtig sind Geschwindigkeit und Stabilität.

Isolde Kommer:Ich kann dieses Mal nicht klagen ...

Monika Gause:Es gab nach dem CC-2017-Update eine ganze Menge Bugs. Darüber hinaus ärgert mich, dass ich bei den Programmen aus Adobes Video-Bereich so viel mehr Freude bei der Präsentation der Updates habe.

Character Animator – ein einfaches Programm, das Spaß macht

 

Welche neue Funktion wünschen Sie sich im neuen Jahr?

Marianne Deiters:Das Arbeiten mit den Bibliotheken und die Zusammenarbeit mit InDesign, Illustrator und den Apps könnte verbessert und aufgebohrt werden. Auswählen und maskieren… kann gerne weiter verbessert werden, vor allen Dingen wünsche ich mir die Schieberegler zum Verändern der Auswahlkante offen in einem Bedienfeld und nicht in einem extra Funktionsfenster verpackt. Ein eigener Schärfen-Filter mit der Funktionalität aus Camera Raw wäre schön. Ein neues UI in Camera Raw und ein Protokoll wie in Lightroom wünsche ich mir noch.

Isolde Kommer:Zwar hat Adobe die Fußnotenfunktion nun endlich verbessert, sodass Fußnoten auch spaltenübergreifend gesetzt werden können. Da ich viel mit (wissenschaftlichen) Büchern zu tun habe, stand diese Verbesserung für mich lange aus. Dennoch befindet sich ganz oben auf meiner Wunschliste nach wie vor eine gute Endnotenfunktion.

Monika Gause:Es hat sich leider bei meinen Wünschen vom letzten Jahr nicht so viel getan. Ich wünsche sie mir also einfach weiterhin. Also ...

  • eine Überarbeitung der Angleichen-Funktion (mit Optionen, die andere Programme schon vor zehn Jahren hatten)
  • interaktive Sterne (wird Zeit, nachdem die anderen Formen bereits interaktiv sind)
  • Inline-Grafik in Text-Objekten
  • Verläufe in Pinseln
  • neue Diagramm-Werkzeuge
  • dass jemand das Plug-in Scriptographer aktualisiert
  • eine größere Darstellung von Ankerpunkten und Griffen
  • dass Skripte wieder dauerhaft in Aktionen eingebunden werden können

Und ich würde zum 30. Geburtstag von Illustrator gerne überrascht werden mit etwas, an das vorher noch niemand gedacht hat.

Welche Themen und Trends sehen Sie 2017 ganz weit vorne?

Marianne Deiters:Schwer zu sagen, was vorne liegen könnte. Ich glaube, dass die meisten Anwender sich ein stabil und schnell laufendes Photoshop wünschen. Trends setzen wir dann mit unserer Kreativität. Zumindest versuchen wir es. Ich denke, dass die Zusammenarbeit der Apps mit Photoshop weiter verbessert wird, sodass wir überall kreativ sein können und unsere Ideen und Eindrücke raushauen können.

Für mich gehören Lightroom und Lightroom mobile auch dazu. Photoshop ist längst kein einzelnes Programm mehr, das hat Adobe seit CS3 bereits klargemacht, aber jetzt wächst alles noch viel mehr zusammen – die Apps, Lightroom, Lightroom mobile, Lightroom web, die Bridge, die Cloud-Funktionen, Adobe Stock … Für mich bleibt es spannend.

Isolde Kommer:Anders als im letzten Jahr, als digitale Publikationsmöglichkeiten das ganz große Thema waren, zu dem Adobe zahlreiche InDesign-Neuerungen gebracht hat, sehe ich dieses Mal vor allem kleinere Workflow-Verbesserungen, die das an und für sich ausgereifte Programm noch leichter benutzbar machen – und das ist gut so.

Monika Gause:Design für bildschirmbasierte Medien. Illustrator ist da nun besser integriert, der Export ist effizienter geworden, und Adobe hat mit XD ein Programm für das UI-Design und mit Muse ein Programm für das Webdesign, das sehr zugänglich ist.

Der Erklärungsbedarf hört nicht auf und Infografik ist weiterhin wichtig, allerdings hoffe ich, dass der Hype aufhört, jede Kleinigkeit mit einer riesigen »Infografik« auf der eigenen Website erklären zu müssen. Viele dieser Tapeten sind überflüssig.

Haben Sie zum Jahresausklang noch einen kleinen Geheimtipp?

Marianne Deiters:Nachfolgend ein kleiner Tipp, den ich kürzlich auch auf meiner Facebook-Seite gepostet habe. Auf dieser finden Sie regelmäßig solche Tipps und Tricks zum Liken :-)

Ein kleiner Photoshop-Tipp

 

Isolde Kommer:Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Die Zeit zwischen den Jahren ist eine gute Gelegenheit, mal ein bisschen aufzuräumen – auch auf der Festplatte. Viele InDesign-Dateien scheinen viel zu groß für ihren eigentlich recht bescheidenen Inhalt. Egal, was der Grund dafür ist – mit den folgenden Maßnahmen gelingt es oft, die Dateigröße bedeutend zu verringern:

  • Prüfen Sie Ihre Dateien auf nicht verwendete Elemente und löschen Sie diese: Objekte auf der Montagefläche, überflüssige Musterseiten, Zeichen-, Objekt- und Absatzformate usw.
  • Wählen Sie Datei → Speichern unter, um eine ganz neue Version Ihres Dokuments zu erzeugen.
  • Den größten Erfolg haben Sie häufig, wenn Sie Ihr Dokument als IDML-Datei speichern: Wählen Sie dazu Datei → Speichern unter und entscheiden Sie sich für das Dateiformat InDesign CS4 oder höher (IDML).

Monika Gause:Wer es bisher noch nicht verwendet hat, sollte jetzt sofort das Interaktiv-malen-Werkzeug ansehen. Es ist nicht nur klasse, um damit Comics zu kolorieren, sondern es ist ein effizientes Konstruktionswerkzeug, um damit Logos, Symbole und Vergleichbares zu bauen. Die Grafik ist bis zum letzten Moment editierbar.

Lauter offene Pfade, trotzdem kann alles koloriert werden.

 

Wir, also die gesamte Redaktion, wünschen Ihnen nun erholsame Feiertage und ein gesundes neues Jahr! Und natürlich würden wir uns sehr freuen, wenn Sie uns auch im neuen Jahr die Treue halten.

Zurück