von Monika Gause

Ein frühes Weihnachtsgeschenk: Update auf Illustrator CC (2015.2)

Am 30. November wurde die neue Version veröffentlicht. In den vergangenen Versionen fanden Veränderungen vor allem »unter der Haube« statt. Das ist diesmal anders und Illustrator hat eine Reihe von praktischen, teilweise lang erwarteten neuen Funktionen erhalten. Wir stellen Sie Ihnen nachfolgend vor.

Bild: Der Splash-Screen der neuen Illustrator-Version

Geometrische Formen, die bearbeitbar bleiben: Dynamische Formen

Illustrator war so ziemlich das letzte Vektorprogramm, das keine dynamischen Formen – also Formen, deren Eigenschaften sich auch noch Tage nach der Erstellung bearbeiten lassen – besitzt. Dies wird nun nach und nach geändert. Begonnen wurde bereits mit dem Rechteck – in dieser Version kommen Ellipsen, Linien und Polygone hinzu.

Die Formen werden jeweils mit den entsprechenden Werkzeugen oder dem Shaper-Werkzeug (mehr dazu weiter unten) aufgezogen. Nachbearbeitet werden sie mit denselben Werkzeugen. Dabei lassen sich auch Rechtecke mit dem Ellipse-Werkzeug oder Polygone mit dem Rechteck-Werkzeug bearbeiten etc. Sie können auch die Werte ins Transformieren-Bedienfeld oder in ein Popup im Steuerungs-Bedienfeld eingeben (klicken Sie dort auf Form).

Bild: Bearbeiten dynamischer Formen (Ändern von Länge und Winkel einer Linie, Gestalten einer Torte, Erhöhen/Senken der Anzahl Ecken eines Polygon, Skalieren eines Polygon) mit Werkzeugen und im Transformieren-Bedienfeld

Formen aus alten Dokumenten können Sie per Objekt → Form → In Form umwandeln in dynamische Formen konvertieren. Umgekehrt können dynamische Formen in Pfade konvertiert werden falls Sie dies benötigen. Beim Anwenden entsprechender Funktionen – z.B. beim Verschieben von Ankerpunkten oder beim unproportionalen Skalieren – erfolgt jedoch automatisch eine Konvertierung in einen Pfad.

Formen intuitiv zeichnen mit dem Shaper-Werkzeug

Mit dem Shaper-Werkzeug können Formen durch Zeichengesten erstellt werden. Natürlich ist es am sinnvollsten für den Gebrauch mit einem Stift wie z.B. auf einem Grafiktablett oder dem Microsoft Surface. Man kann es aber auch mit Maus oder Touchpad verwenden.

Mit dem Shaper-Werkzeug können Dreiecke, Rechtecke/Quadrate, Ellipsen/Kreise, Sechsecke und Linien gezeichnet werden. Die erstellten Formen sind dynamisch, d.h. Sie können ihre Eigenschaften nachträglich mit dem Shaper-Werkzeug oder mit den Form-Werkzeugen ändern.

Bild: Zeichnen mit dem Shaper-Werkzeug

Dynamisches Kombinieren von Formen

Außerdem können Sie mit dem Shaper-Werkzeug Formen zu Shaper Groups verbinden. Shaper Groups lassen sich am ehesten mit interaktiven Malgruppen vergleichen. In Shaper Groups bleiben Form-Eigenschaften jedoch bestehen, sodass sie geändert werden können.

Um eine Shaper Group zu erstellen, verwenden Sie wieder Gesten und streichen z. B. bei überlappenden Formen Teile der Überlappung durch, um die Formen zu verbinden. Es lassen sich auch komplexe, mehrfarbige Shaper Groups erstellen.

In einer Shaper Group können auch Freiformpfade, die z.B. mit dem Zeichenstift erstellt wurden, enthalten sein. Eine Lückensuche ist ebenfalls vorhanden, allerdings lassen sich keine Optionen für die Größe der Lücke einstellen. Ein Bereich, der von mehreren Pfaden voll umschlossen wird, kann damit gefüllt werden.

Mit einem Klick auf einen der beteiligten Pfade gelangen Sie in den Shaper-Group-Bearbeitungsmodus, in dem die beteiligten Pfade und Objekte der Shaper Group editiert werden oder Farben zugewiesen werden können.

Es handelt sich dabei genau genommen um verschiedene Arten der Bearbeitung, zwischen denen man mit einem Klick auf den kleinen Pfeil wechseln kann.

Bild: Erstellen einer Shaper Group mit einer Geste zum Verbinden von Formen

Symbolinstanzen mit abweichenden Eigenschaften

Symbole sind eine effiziente Methode, Objekte zu verwalten. Als dynamische Symbole werden sie noch ein wenig effizienter. Die platzierten Instanzen dynamischer Symbole können weitreichend bearbeitet werden.

Wenn Sie nun ein neues Symbol erstellen, haben Sie die Wahl, es statisch oder dynamisch anzulegen. Achtung: dynamisch ist die Standardauswahl.

Mit dem Direktauswahl-Werkzeug können Sie dann einzelne Objekte oder Pfade in einer platzierten Symbolinstanz auswählen und umfärben. Sie können sie nicht transformieren oder die Stapelreihenfolge ändern.

Bild: Instanzen eines dynamischen Symbols besitzen unterschiedliche Farben

Intelligente Hilfslinien aufgebrezelt

Intelligente Hilfslinien sind viel mehr als das bunte Augenpulver, das erscheint, wenn Sie mit dem Cursor über Pfade und Punkte rollen. In der neuen Version helfen sie nun auch beim Aufziehen von Kreisen und Quadraten. Auch ohne gedrückte Umschalttaste zeigen sie die entsprechenden Proportionen an.

Darüber hinaus können Sie nun endlich auch wie in InDesign Objekte nach gleichen Abständen und gleichen Winkeln ausrichten.

Bild: Arbeiten mit den intelligenten Hilfslinien – Quadrate und Kreise ohne Umschalttaste (oben links und Mitte), Ausrichten anhand von Lücken (oben rechts), Gleicher Winkel (unten)

Bibliotheken mit mehr Komfort

Adobe Stock wurde nun etwas tiefer integriert und Sie können direkt aus dem Bibliotheken-Bedienfeld darin suchen. Auch weitere Funktionen wurden besser integriert.

Der Austausch von Farbfeldern wird in beide Richtungen einfacher. Sie können Farbfelder aus den Bibliotheken direkt in die Illustrator-Farbfelder übernehmen und Farbfelder aus dem Farbfelder-Bedienfeld direkt in die Bibliotheken speichern.

Auch Zeichen- und Absatzformate lassen sich direkt in die Bibliotheken speichern und von dort übernehmen.

Mit einem Rechtsklick auf ein Element in den Bibliotheken können Sie es auch im Originalprogramm bearbeiten (dies funktioniert nur, wenn es sich um eine Desktopapplikation handelt, nicht mit in den Mobilapps erstellten Assets).

Bild: Farbfelder mit den Bibliotheken austauschen

Eine weitere Überarbeitung des Start-Bildschirms

Der Start-Bildschirm gehört zu den Experimentierfeldern von Adobe. Mit beinahe jeder Version muss man sich hier an etwas Neues gewöhnen, manchmal lässt es sich abschalten, in anderen Fällen klappte das nicht so gut. Nun also wieder ein neuer Start-Bildschirm – jedenfalls einheitlich für Photoshop, InDesign und Illustrator.

Wechseln Sie zwischen Aktuell, um die zuletzt verwendeten Dokumente zu sehen, Bibliotheken, um die Libraries zu bearbeiten oder verwenden und Vorgaben, um eine neue Datei zu erstellen. Mit einem Klick lassen sich darin neue Dokumente in bestimmten, häufig gebrauchten Größen erstellen. Falls Sie mehr Kontrolle über die Auswahl des Neuen Dokumentprofils benötigen, gehen Sie auf den Button Neu.

Mit den beiden Buttons am oberen Rand wechseln Sie zwischen Listendarstellung und Vorschau.

Im unteren Bereich des Start-Bildschirms finden Sie eine Auswahl an Trainings und Hilfen sowie eine Möglichkeit, Adobe Stock direkt zu durchsuchen. Um den Start-Bildschirm auszublenden, gehen Sie in Voreinstellungen → Allgemein und deaktivieren dort Arbeitsbereich »Einstieg« anzeigen, wenn keine Dokumente geöffnet sind.

Bild: Der neue Start-Bildschirm

Ist ein Dokument geöffnet und Sie gehen auf Datei → Öffnen (oder den entsprechenden Kurzbefehl), dann wird nicht direkt der Öffnen-Dialog, sondern das Bedienfeld Letzte Dateien angezeigt. Das ist praktisch, wenn Sie vor allem Dateien der letzten beiden Tage erneut bearbeiten.

Wenn Sie aber regelmäßig alle möglichen Dateien aus Ihrem Archiv öffnen müssen, bedeutet es einen überflüssigen Arbeitsschritt. Falls Sie das nicht möchten, deaktivieren Sie unter Voreinstellungen → Allgemein die Option Beim Öffnen einer Datei Arbeitsbereich »Zuletzt verwendete Dateien« anzeigen.

Bild: Das Letzte-Dateien-Bedienfeld in der Darstellung als Miniaturen

Verbesserungen bei der GPU Vorschau

An der GPU-Vorschau wird weiterhin gearbeitet. In dieser neuen Version konnten einige Darstellungsbugs beseitigt werden. Aber es gilt weiterhin: wenn etwas nicht so aussieht wie erwartet, prüfen Sie am besten, ob es mit Ansicht → Vorschau auf CPU besser geht. Falls Sie einen Bug mit der GPU-Vorschau gefunden haben, melden Sie ihn im Bug/Feature-Formular von Adobe.

Touch Workspace mit mehr Touch

Das Shaper-Werkzeug wurde natürlich auch dem Touch-Workspace hinzugefügt. Auch auf Bibliotheken können Sie nun im Touch-Workspace zugreifen. Die Unterstützung des HP Sprout wurde im Touch-Workspace verbessert.

Bild: Der Touch-Workspace auf dem Microsoft Surface mit Shaper Tool und CC-Bibliotheken-Bedienfeld

Besserer Export als SVG

SVG ist eigentlich ein uraltes Dateiformat. Eingeführt wurde es in Illustrator 9 und in den vergangenen Jahren ging es auf und ab. Mit der Einführung hochauflösender Geräte und dank der Entwicklung des Web weg von Flash und hin zu Animationen und Interaktionen, die auf JavaScript basieren, erlebt SVG gerade einen starken Auftrieb.

Entsprechend besteht Bedarf an sauberen, kleinen Dateien, die das SVG-Format voll ausschöpfen. In der neuen Version können Sie also endlich auch Füllmethoden in SVG-Dateien verwenden und es gibt Verbesserungen beim Code.

Der Export dieser besseren SVG sollte nicht mehr über Datei → Speichern unter erfolgen, sondern über Datei → Exportieren.

Achtung

Die exportierten Dateien sind nicht für die erneute Bearbeitung in Illustrator geeignet. Sie sollten immer ein AI speichern, um später Änderungen durchführen zu können. Auch die per Speichern unter erzeugten Dateien sind ausschließlich dann zur weiteren Bearbeitung gedacht, wenn Sie die Option Illustrator Bearbeitbarkeit erhalten aktivieren.

Bild: Der neue SVG-Export-Dialog

Wenn Sie nur wenige Objekte in ein SVG oder PNG exportieren möchten, dann können Sie sie auswählen und per Datei → Auswahl exportieren eine Datei nur für diese Teile einer Datei erstellen.

Charts erstmal wieder eingepackt

Die vor wenigen Monaten eingeführten CC Charts wurden erst einmal auf Eis gelegt. Falls Sie sie produktiv genutzt haben und Ihre Daten aus der Cloud weiterverwenden möchten, müssen Sie aktiv werden. Die genaue Vorgehensweise ist in einer FAQ zu Creative Cloud Charts beschrieben.

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