von Monika Gause

10 Tipps für den Einstieg in Illustrator

Illustrator ist ein sehr vielschichtiges Programm, mit dem sehr viele Anwender sehr viele unterschiedliche Dinge produzieren. Entsprechend besitzt Illustrator Funktionen, die die meisten dieser Bereiche zumindest teilweise abdecken. Der Einstieg in ein solches Programm ist nicht einfach, vor allem, wenn man denkt, dass die Oberfläche doch so ähnlich wie Photoshop oder InDesign aussieht und es sowieso alles von demselben Hersteller ist und daher auch genauso funktionieren sollte. Das tut es nicht. Man muss sich in die Vektorgrafik neu hineindenken.

1. Denke in Objekten

Wenn Sie bei Vektorgrafik daran denken, wie Sie früher Formen aus buntem Papier ausgeschnitten und zusammengeklebt haben, dann liegen Sie gar nicht verkehrt. Genau so funktioniert es. Mit dem kleinen Unterschied, dass Sie nicht vollkommen von vorn anfangen müssen, wenn Sie daneben geschnitten haben, sondern es korrigieren können. Außerdem können Sie mehrere kleinere Formen miteinander verschmelzen. Ein klarer Pluspunkt für die Vektorgrafik.

Wenn Sie sich Ihre ausgeschnittenen Objekte sozusagen von der Seite ansehen und genau überprüfen wollen, welches über oder unter welchem anderen liegt, dann sehen Sie sich das Ebenen-Bedienfeld an. Jedes einzelne Objekt besitzt einen Eintrag darin. Klappen Sie die kleinen Dreiecke auf, um alles zu sehen.

Bild: Collage aus Farbpapieren

2. Der Zeichenstift!

Der Zeichenstift ist das Werkzeug, mit dem Sie die Objekte formen. Er ist ungewohnt und sperrig. Rechnen Sie damit, dass es nicht beim ersten Mal klappt. Aber je mehr Sie damit bauen, umso besser geht es. Es kommt darauf an, einen Pfad mit möglichst wenigen Punkten zu erstellen, damit der Pfad sich in Illustrator gut bearbeiten lässt und keine Probleme macht, wenn Sie z. B. 3D-Effekte anwenden.

Damit es klappt

Ankerpunkte gehören an die Stellen, an denen sich die Steigung des Pfads ändert. Ein gebogenes Pfadsegment (der Abschnitt zwischen zwei Punkten) muss durch einen Griff an jeder Seite gesteuert werden. Die Griffe, die aus den Ankerpunkten gezogen werden, um Kurven zu gestalten, sollten ungefähr ein Drittel so lang sein wie das Pfadsegment, an das sie grenzen.

Einige Anwender entwickeln regelrechte Obsessionen über senkrecht und waagerecht gezogene Griffe. Das hilft überhaupt nichts, außer dass man noch schneller an den Pfaden verzweifelt.

Vektorisieren für Anfänger bei »Creative aktuell«

http://creative-aktuell.de/de/item-details-illustrator-aktuell/item/vektorisieren-fuer-anfaenger.html
http://creative-aktuell.de/de/item-details-illustrator-aktuell/item/bezierkurven-a-la-carte.html

3. Geometrische Formen

Auch wenn sich beim Vektorzeichnen alles um den Zeichenstift dreht, gibt es für geometrische Formen keinen genaueren und schnelleren Weg als die Formwerkzeuge für offene und geschlossene Formen. Und vergessen Sie auch nicht, dass Sie derartig erzeugte Formen noch transformieren, z. B. stauchen oder bearbeiten, z. B. zerteilen können.

Bild: Werkzeuge für offene (oben) und geschlossene Formen (unten)

 

4. Das Ganze ist die Summe seiner Teile

Bauen Sie eine Illustration aus kleineren Teilen auf. Sie sind häufig einfacher zu konstruieren und Sie können sie wiederverwenden, gegebenenfalls, nachdem Sie sie bearbeitet haben. Dieses Zusammenbauen erledigen Sie schnell und schmerzlos mit dem Formerstellungs-Werkzeug , effizient mit dem Pathfinder-Bedienfeld oder editierbar mit dem Interaktiv-malen-Werkzeug - je nachdem, um was es sich handelt.

Bild: Erstellen einer interaktiven Malgruppe – Füllen zwischen offenen Pfaden

5. Pinsel ≠ Malen

In Photoshop sind Pinsel zum Malen da. Ohne das Pinsel-Werkzeug sind sie undenkbar. In Illustrator funktioniert zwar das Pinsel-Werkzeug nicht ohne Pinselspitze, aber umgekehrt funktionieren die Pinselspitzen sogar sehr gut ohne das Pinsel-Werkzeug. Wenn Sie bei Pinsel also eher an mächtige Verbiegen-Werkzeuge , das Verstreuen großer Mengen gleichartiger Objekte oder Rahmen denken, dann kommen Sie der Sache viel näher.

Bild: Verformen von Objekten mit Pinseln

6. Symbole für Effizienz

Wenn Sie eine Grafik mehrfach brauchen, z. B. als Hinweis auf besondere Attraktionen in einem Stadtplan, dann speichern Sie ein Symbol davon. Wenn Sie nun eine Kopie benötigen, ziehen Sie es einfach es dem Symbole-Bedienfeld an den gewünschten Platz. Die Symbol-Werkzeuge brauchen Sie dabei nicht. Muss die Grafik geändert werden, ändern Sie sie nur im Symbole-Bedienfeld und alle Kopien ändern sich mit. Das spart Zeit und Speicherplatz.

Bild: Symbole in einer Kartengrafik

7. Konturen sind nicht nur Linien

Konturen können Sie umwandeln und haben dann zwei parallele Linien - genauso wie Sie Text umwandeln können oder Formen, die Sie mit Effekten erzeugt haben. Nach dem Umwandeln kann man die entstandenen Pfade weiterbearbeiten.

8. Auswählen in der Vektorgrafik ist »anders«

In der Vektorgrafik werden nicht Bereiche ausgewählt, sondern Punkte, Pfadsegmente, Gruppen oder andere Objekte. Sie können also nur das auswählen, was Sie in der Pfadansicht sehen können (Ansicht → Pfadansicht). Um eine Auswahl zu treffen, haben Sie nicht nur Illustrators drei Auswahlpfeile, sondern auch noch den Zauberstab (für eine Auswahl mit Toleranz), das Lasso (für freie Auswahlen von Ankerpunkten oder Objekten) und das Auswahlmenü (um z. B. Objekte mit gleichen Eigenschaften auszuwählen).

9. Mit dem Aussehen-Bedienfeld kann man zaubern

Pfade sind unsichtbar. Erst durch Aussehen-Eigenschaften wie Fläche, Kontur, Transparenz und Effekte erscheinen sie als Formen auf der Zeichenfläche. In Illustrator können nicht nur Pfade diese Eigenschaften besitzen, sondern auch Gruppen oder Ebenen. Und sie können nicht nur jeweils eine Kontur oder Fläche haben, sondern mehrere. Und Vektor-Effekte sind nicht nur Augenpulver, sondern ermöglichen Ihnen, Dinge effizient zu bauen. Z.B. eine Kreuzung.

Bild: Einfaches Erstellen einer Kreuzung mit offenen Pfaden

10. Überblenden ist kein Blender

Viele Funktionen in Illustrator können sehr unterschiedliche Dinge tun. Die Angleichen-Funktion ist so ein Beispiel. Sie können damit genauso sehr freie Farbübergänge bauen wie Guillochen. Oder Objekte entlang eines Pfads anordnen. Oder ein eigenes Farbmusterbuch herstellen und Testausdrucke von Farbmischungen erstellen.

Bild: Angleichungen für Guillochen (oben), Farbübergänge (Mitte) und eigene Farbmuster (unten)

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