von Martin Vogler

Das Jahr geht zu Ende – unser Jahresrückblick 2015 für die Creative Cloud

2015 hat den Anwendern der Creative Cloud einige tolle neue Funktionen gebracht – aber auch den einen oder anderen neuen Ärger. Wir beleuchten die Highlights und Flops des Jahres 2015, geben einen kleinen Ausblick auf 2016 und verraten Ihnen noch einmal den einen oder anderen kleinen Trick.

2015 gab es wieder ein Feuerwerk an Neuerungen in der Creative Cloud. Aber welche stiegen wirklich steil in den Himmel empor und welche erwiesen sich als Rohrkrepierer?

 

Was war 2015 richtig gut in der Creative Cloud und was hat 2015 enttäuscht? Wer könnte das praxisnäher beantworten als diejenigen, die jeden Tag mit den Freuden und Leiden der Anwender konfrontiert sind? Lesen Sie also nachfolgend, wie Ihre Creative-aktuell-Autorinnen Marianne Deiters, Monika Gause, Isolde Kommer und Marion Tramer das abgelaufene Jahr für Photoshop, Illustrator, InDesign und Acrobat beurteilen.

Was sind für Sie die besten Neuerungen im Jahr 2015 gewesen?

Marianne Deiters:Das Inhaltsbasiert-verschieben-Werkzeug bekam im Juni-Update 2015 eine Option dazu: beim Drop transformieren. Damit lassen sich Ungereimtheiten in der Perspektive schnell ausgleichen.

Sehr praktisch: Elemente können in einem Arbeitsschritt verschoben und skaliert werden.

 

Ebenfalls im Juni-Update wurden die Ebenenstile erweitert. Mehrere Konturen und Schatten können in einem Rutsch auf eine Ebene angewendet werden. So lassen sich die typisch aussehenden Preise für die sogenannten Schweinebauch-Prospekte oder -Anzeigen ganz leicht erzeugen, als Stil abspeichern und mit einem Klick anwenden. So müssen die geplagten Setzer zumindest weniger Zeit mit dem Satz verbringen. Seien Sie froh, wenn Sie so etwas nie machen müssen. ;-)

Die aufgebohrten Ebenenstile bieten nicht nur mehr Raum für Effekte, sondern helfen auch dabei, Zeit zu sparen.

 

Isolde Kommer:Die wohl beste Neuerung von InDesign CC 2015 ist die Möglichkeit, die Zeilen innerhalb eines Absatzes farbig zu hinterlegen, von Adobe »Absatzschattierungen« genannt. Vor der Einführung dieses Features musste man zu allerlei Tricks greifen, um einen Absatz mit einer Tonfläche zu versehen. Nun reicht ein Klick im Steuerung-Bedienfeld, um die Absatzschattierung zuzuweisen.

Monika Gause:Die Neuerungen bei den dynamischen Formen und die Shaper Groups. Sie lassen auch für die Zukunft noch einiges erwarten, das beim Konstruieren sehr hilfreich ist. Außerdem gefallen mir die dynamischen Symbole und ich denke, dass die Wiederherstellungsfunktion für viele Anwender sehr wichtig ist.

Marion Tramer:Die wohl beste Neuerung von Acrobat DC ist das Prüfen von PDF-Dokumenten über einen variablen Preflight. Dadurch können nun PDF-Dokumente mit nur einem Preflight-Befehl auf unterschiedliche Druckbedingungen/ Ausgabebedingungen geprüft werden.

Was hat Sie im abgelaufenen Jahr am meisten geärgert?

Marianne Deiters:Das Lightroom Update 6.2 mit dem erneuerten Import-Dialog und den Abstürzen war eine Katastrophe – aber hier hat Adobe das negative Feedback umgesetzt, den Fehler eingestanden und schnell nachgebessert. Die neue Benutzeroberfläche ist von den Kontrasten und der Bedienbarkeit her ein Rückschritt. Wenn hier Regler für die Kontraste eingebaut würden, könnten wir zumindest ein Übel individuell verbessern.

Isolde Kommer:Wer in InDesign CC bzw. CC 2014 mit digitalen Magazinen gearbeitet hat und dann InDesign CC 2015 installierte, erlebte eine Ernüchterung: Der Folio Builder wurde sang- und klanglos aus dem Programm genommen. Steckte man gerade in der Produktion eines digitalen Magazins, hatte man beim Update also Pech. Sicherlich keine Strategie, die das Vertrauen der CC-Abonnenten förderte!

Monika Gause:Das Hin-und-Her bei den Diagramm-Werkzeugen. Ich habe das Auslagern der Diagramme in die Cloud für einen falschen Schritt gehalten, vor allem, weil die Anwender, die das am dringendsten brauchen (Geschäftsberichte), ihre Daten auf gar keinen Fall auf irgendeinen Server laden werden. Unter Umständen ging es vielen Anwendern so, die Funktion wurde nicht angenommen und so gehen weitere Monate mit Workarounds und der Kooperation mit Drittprogrammen ins Land.

Marion Tramer:Dass in der Version Acrobat DC immer nur eine Werkzeuggruppe beim Arbeiten zur Verfügung steht. Durch das ständige Wechseln der Werkzeuggruppen dauert die Bearbeitung teilweise länger, weil man immer wieder in eine andere Werkzeuggruppe wechseln muss.

Welche neue Funktion wünschen Sie sich im neuen Jahr?

Marianne Deiters:Mehr Stabilität, weniger Abstürze im Programm. Die Software nicht zu sehr mit Funktionen überladen. Die Smartobjekte sollten verbessert werden. Eine Möglichkeit zum Zurückwandern wäre super, sodass mehrere Ebenen wieder in der Datei verfügbar werden. Außerdem sollte das Arbeiten mit Filtern verbessert werden. Jeder Filter sollte eine Filtermaske besitzen und es wäre wirklich hilfreich, wenn man eine Vorschau bei der Bearbeitung hätte.

Isolde Kommer:Da ich viel mit Autoren und Korrektoren zusammenarbeite, würde ich mir wünschen, dass die Möglichkeiten für Textkorrektur und Notizen direkt in InDesign sowie die Exportmöglichkeiten solcher Überarbeitungen verbessert und intuitiver gestaltet würden.

Monika Gause:Dass weitere Formen dynamisch werden, eine bessere Kooperation mit InDesign, Verbesserungen der Angleichen-Funktion, Inline-Grafik in Text sowie Verläufe in Pinseln. Und natürlich neue Diagramm-Werkzeuge.

Marion Tramer:Dass wieder mehrere Werkzeuggruppen dauerhaft zur Verfügung stehen. Weitere Bearbeitungsmöglichkeiten in Acrobat, um z. B. einzelne Objekte manuell bearbeiten/ändern zu können. Und dann noch Hotfolder-basierte Überprüfungs-möglichkeiten.

Welche Themen und Trends sehen Sie 2016 ganz weit vorne?

Marianne Deiters:Ganz weit vorne steht das programmübergreifende Arbeiten, Zusammenarbeit im Team und in der Cloud. Mit der Verbesserung der Bibliotheksfunktionen ist ein guter Anfang gemacht. Lightroom und Lightroom Mobile und die Präsentation im Web beginnen schon als »Application-Team« zusammenzuwachsen. Die Apps für Mobilgeräte werden sicherlich aufgebohrt werden und perfekter mit den Desktop Apps zusammenarbeiten.

Isolde Kommer:Im Publishing-Bereich ist das wichtigste Thema der letzten Jahre die digitale Veröffentlichung von Dokumenten. Nach wie vor ist hier vieles im Fluss und ich denke, das wird auch in der näheren Zukunft so bleiben.

Monika Gause:SVG und Web/Screendesign. Außerdem das Arbeiten mit geteilten Vorlagen-Ordnern und Bibliotheken sowie das Arbeiten unterwegs und anschließende Weiterbearbeiten. Auch wer jetzt noch ausschließlich Print macht, wird sich mehr und mehr Gedanken um die Verwendung seiner Arbeiten in elektronischen Medien machen müssen.

Marion Tramer: Bei Acrobat sehe ich keinen Trend. Seit Jahren tut sich ja wirklich nicht mehr viel. Im Bereich Print nicht und bei den Formularen erst recht nicht.

Haben Sie zum Jahresausklang noch einen kleinen Geheimtipp?

Marianne Deiters:Ein Geheimtipp für Freunde und Verwandte, die keine Creative Cloud abonniert haben: Es gibt zwei GB Cloud Space und viele Programme, so auch die Adobe Bridge gratis. ProDesign Tools hat das schön zusammengefasst: http://prodesigntools.com/how-to-join-creative-cloud-free.html

Isolde Kommer:Relativ häufig werde ich gefragt, wie es sich vermeiden lässt, dass ein Grafik- oder nicht zugewiesener Rahmen – etwa eine Farbfläche – durch einen versehentlichen Klick mit dem Text-Werkzeug unversehens in einen Textrahmen umgewandelt wird. Die Lösung ist ganz einfach: Man wählt in den Eingabe-Voreinstellungen das Kontrollfeld »Textwerkzeug wandelt Rahmen in Textrahmen um« ab.

Monika Gause:Aussparungsgruppen. Sie sind unglaublich mächtig. Das Prinzip besteht darin, dass die Transparenz, die einem Objekt oder einer seiner Flächen/Konturen innerhalb einer Gruppe zugewiesen ist, durch die gesamte Gruppe wirkt.

Wenn Sie z. B. den Flächen in diesen Zeichenfedern die Deckkraft 0 % zuweisen und dann die Zeichenfedern mit dem gestreiften Objekt gruppieren …

 

… dann stanzen diese Flächen bis zum Hintergrund, wenn Sie diese Gruppe als »Aussparungsgruppe« definieren.

 

Marion Tramer:Viele Kunden, die RGB-PDF-Dateien aus Microsoft-Programmen liefern, beklagen sich, dass sich die Farben im Druck erheblich ändern. Auf dem Monitor sehen sie doch noch so schön knallig aus. Diese Kunden verfügen oft nur über den kostenlosen Adobe Reader, sodass hier keine Ausgabevorschau zur Verfügung steht, die die Farben am Monitor simuliert.

In diesem Fall sagen Sie Ihrem Kunden doch einfach, dass er die Option »Vorschau für Überdrucken« in den Adobe-Reader-Voreinstellungen auf »Immer« umschalten soll. Dadurch wird automatisch eine Monitorsimulation zu den im Farbmanagement definierten ICC-Profilen erzeugt. Und schon ändern sich die Farben auf dem Monitor und nähern sich dem tatsächlichen Druckbild an.

Durch diese Voreinstellung verbessert sich der Farbeindruck erheblich.

 

Wir wünschen Ihnen erholsame Feiertage und ein gesundes sowie erfolgreiches neues Jahr! Und natürlich freuen wir uns, Ihnen auch im neuen Jahr dabei helfen zu können, jede Woche ein bisschen besser in Ihren Programmen zu werden.

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