Warum wird Text in InDesign manchmal »falsch« formatiert?

Bei der Texteingabe in InDesign stellen Anwender manchmal verwundert fest, dass der Text ganz anders aussieht als erwartet. Dies hängt wie so oft mit einer kleinen Besonderheit von InDesign zusammen, die man einfach nur kennen und verstehen muss. InDesign-Experte Klaas Posselt erläutert anhand eines »klassischen« Beispiels, welche dies ist und wie man das Problem vermeiden kann.

Was ist das Problem?

Wir haben in unserem Beispieldokument ein Absatzformat definiert, welches den Text auch wie gewünscht aussehen lässt.

Das Absatzformat »P-Text« wurde dem Text zugewiesen und dieser sieht wie gewünscht aus.

Dieses Absatzformat soll nun bei jeder neuen Texteingabe angewendet werden. Deswegen lassen wir es auch im Absatzformate-Bedienfeld markiert.

Nun stellen wir aber fest, dass der Text bei einer Texteingabe auf einmal ganz anders aussieht, obwohl das Absatzformat aktiviert ist. Woran kann das liegen?

Obwohl das Absatzformat »P-Text« eingestellt ist, erscheint der Text auf einmal in Orange statt in Schwarz.

Dem Problem auf der Spur

Grund für dieses Verhalten ist in unserem Fall, dass zum Zeitpunkt der Texteingabe auch noch ein Zeichenformat im Zeichenformate-Bedienfeld markiert und damit aktiv ist. Und dessen Formatierungen legen sich sozusagen über die des Absatzformats.

Das Zeichenformat »Color-Spacy«, bei dem eine orangene Textfarbe eingestellt ist, legt sich über das Absatzformat.

Um das Problem zu beheben, bleibt einem nun nichts anderes übrig, als bei jedem betroffenen Absatzrahmen das Zeichenformat wieder abzuwählen, indem man das Zeichenformat »[Ohne]« einstellt. In manchen Fällen, z. B. bei längeren importierten Word-Dokumenten mit eigenen Formaten, lässt sich dies leider gar nicht mehr sauber korrigieren.

Aber warum passiert dies überhaupt so oft? Wenn man nichts ausgewählt hat und einen neuen Textrahmen anlegt, ist immer entscheidend, welche Absatz- und Zeichenformate in diesem Moment gewählt sind. Diese werden dem Rahmen zugrunde gelegt.

Es kann sogar noch schlimmer kommen: Wenn man das Text-Werkzeug wählt und vor dem Anlegen des Textrahmens zusätzlich eine manuelle Formatierung, wie die Versalschreibung einstellt, dann wird auch diese Formatierung auf den kompletten Rahmen angewendet. Um sie zu entfernen, muss man dann bei jedem Textrahmen die Abweichung im Absatzformate-Bedienfeld herausnehmen.

Die vor dem Anlegen des Textrahmens eingestellte Versalschreibung wird automatisch angewendet.

Wie kann man das Problem zukünftig umgehen?

• Man prüft, ob bei aktiviertem Text-Werkzeug eine Abweichung im Absatzformat angezeigt wird (Pluszeichen hinter dem Formatnamen), und löscht diese ggf. durch Klick auf den Abweichung-entfernen-Button im Absatzformate-Bedienfeld.

Abweichungen werden mit einem Plus-Symbol gekennzeichnet.

• Wenn nichts ausgewählt ist, kann man auch im Absatzformate-Bedienfeld einmal kurz auf das Format »[Einf. Abs]« klicken und danach wieder auf das betroffene Absatzformat, um sich der Abweichung zu entledigen.
• Man sollte immer prüfen, ob im Zeichenformate-Bedienfeld das Format »[Ohne]« einstellt ist.

Wenn man diese Tipps beherzigt, sollte es bei der Texterstellung keine Überraschungen bezüglich der Formatierung mehr geben.

Gewohnheiten ändern

Wenn man sich angewöhnt, nach Verlassen des Zeichenformate-Bedienfelds dort immer das Format »[Ohne]« eingestellt zu lassen, kann man das Risiko minimieren.
Außerdem kann man die Gefahr ebenfalls dadurch verringern, dass man sich angewöhnt, Formate nicht über einen Doppelklick zu editieren, sondern mit der rechten Maustaste auf sie zu klicken und den Bearbeiten-Befehl zu wählen. Dann ist nach dem Verlassen der Optionen immer noch das Format »[Ohne]« aktiv.

Fazit

Dieses Problem taucht relativ häufig auf, kann aber einfach behoben werden – allerdings nur, wenn man im Dokument konsequent mit Formaten arbeitet und auf manuelle Formatierungen verzichtet. So gesehen ist dieser Artikel auch ein bisschen ein Credo für das Arbeiten mit Formaten.

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