von Monika Gause

Holzschnitt- und Kupferstichoptik ganz einfach erstellen mit dem Plug-in WidthScribe

Illustrators variable Breitenprofile – eingeführt in Version CS5 – sind eine sehr mächtige Option vor allem für Illustratoren. Man kann damit sehr einfach, effizient und flexibel dynamische Konturen erzielen. Leider stößt man sehr häufig an Grenzen. Das Plug-in WidthScribe von Astute Graphics beseitigt einige dieser Grenzen. Bereits im letzten Jahr gab es ein Update für WidthScribe, das dem Ganzen eine weitere beeindruckende Funkion hinzugefügt hat.

Mit WidthScribe können Sie nun auf der Basis einer Vektor-Illustration oder eines Fotos automatische Rasterlinien erstellen, die in einem Vektor-Halbton-Raster als Konturen mit Breitenprofil umgesetzt werden. Es wird ein Live-Objekt erzeugt, das anschließend noch fein eingestellt werden kann.

Das Width-Stamp-Bedienfeld

Am bequemsten lässt sich die neue Funktion mit dem Width-Stamp-Bedienfeld steuern (Sie finden die Width-Stamp-Funktion aber auch im Menü Objekt). Rufen Sie es unter Fenster → WidthScribe auf. Als Grundlage kann nun eine Illustrator-Grafik oder ein platziertes Rasterbild dienen. Falls die Illustrator-Grafik aus mehreren Objekten besteht, gruppieren Sie sie.

Im Width-Stamp-Bedienfeld klicken Sie dann auf Make With Preset, um die Form der Linien durch die Vorgaben des Plug-ins zu steuern. Dann können Sie die Minimal-/Maximalstärke der Kontur, die Dynamik der Stärkenzunahme oder den Abstand der Linien steuern. Aus dem Menü Preset wählen Sie den Linienverlauf (z.B. Geraden, Wellen oder Kreise).

Bild: Das Width-Stamp-Bedienfeld – aus den Einstellungen können Sie eigene Sätze von Settings speichern.

 

Geldscheinlook erzeugen

Wenn Sie die Funktion auf Porträtfotos anwenden, können SIe den typischen Geldscheinlook erzielen. Wenn Sie länger mit dem Plug-in arbeiten, finden Sie sicher noch viele weitere Anwendungsgebiete in Ihren Designs, in denen der Effekt gar nicht so sehr auffällt. Schwierig ist die Steuerung des Ergebnisses immer an den Kanten der Objekte oder dort, wo die Linien besonders dünn werden. Am Rand setzen Sie die Option Use Tapering, um die Linien »spitz« zu gestalten. Mit Trim Contours at Min Width erreichen Sie, dass der Pfad vor weißen Bereichen der Vorlage abgeschnitten und nicht durchgezogen wird.

Bild: Mit Tapering an den Enden der Linien

An dünnen Stellen können Sie stattdessen auch eine Strichelung ausführen. Dazu aktivieren Sie Use Dashes. Anstatt einen sehr dünnen Strich zu ziehen, setzt Width Scribe dann eine Strichelung ein. Mit dem Threshold bestimmen Sie, welche Helligkeit mit Strichelungen ausgeführt wird. Ein höherer Wert führt dunklere Bereiche mit Strichelungen aus – ein niedrigerer Wert beschränkt die Strichelung auf die ganz hellen Bereiche.

Bild: Höherer Threshold für die Strichelungen und Ausführung eines Kreisrasters

Eigene Linien verwenden

Sie sind nicht auf die Linien angewiesen, die das Plug-in automatisch generiert, sondern können auch eigene Linienformen zeichnen oder z.B. durch Angleichungen generieren lassen und dann verwenden. Dazu zeichnen Sie die Linien über die Grafik, wählen dann alles aus und verwenden den Button Make with Top Object.

Bild: Eigene Linien und eine Illustrator-Grafik mit einem Verlauf als Basis für die WidthScribe-Grafik

Das Ergebnis sieht zwar wie ein nicht bearbeitbares Objekt aus, Sie können jedoch mit den beiden Buttons oben links im Bedienfeld Edit Source Art und Edit Contours sowohl die Vorlage wie auch die Liniengrafik zur Bearbeitung auswählen.

Bild: Edit Contours

Umwandeln und Zurückwandeln

Die erstellte Grafik ist »live«, d.h. die Optionen lassen sich auch später bearbeiten. Wenn Sie alles wieder zurücksetzen wollen, verwenden Sie den Button Release oder wählen diesen Befehl aus dem Menü Objekt → Width Stamp. Um die erstellten Linien tatsächlich als einzelne Linien berechnen zu lassen, wählen Sie den Button Expand. Dabei werden dann die Schraffuren als Pfade mit einzelnen Breitenpunkten generiert.

Es können sehr viele Breitenpunkte werden, die die Komplexität und damit gegebenenfalls die Verarbeitungsgeschwindigkeit erhöhen. Sie können es beeinflussen, wieviele Breitenpunkte bei der Umwandlung gesetzt werden. Dazu rufen Sie Width Stamp Preferences aus dem Bedienfeldmenü des Width-Stamp-Bedienfelds auf.

Bild: Optimization Amount in den Width Scribe Preferences

Ein höherer Wert sorgt dafür, dass weniger Breitenpunkte gesetzt werden. Die Anzahl der Breitenpunkte (nicht nur von diesen automatisch generierten Pfaden können Sie mit dem Width-Selector-Bedienfeld ablesen, wenn Sie die betreffende Grafik und das Width-Selector-Werkzeug auswählen.

Bild: Die Anzahl der entstandenen Punkte nach dem Umwandeln wird mit dem Width-Selector-Bedienfeld überprüft, das ebenfalls zum Plug-in gehört.

Weitere Möglichkeiten des Plug-ins

Weiterhin können Sie mit dem Plugin die Breitenpunkte per Verlauf steuern.

Bild: Breitenprofile, gesteuert mit Verläufen im Width-Gradient-Bedienfeld

Es ist auch möglich, die Breitenprofile mehrerer Pfade auf einem mit dem Width-Brush-Werkzeug zu bearbeiten.

Bild: Bearbeiten mehrerer Breitenprofile mit dem Width-Brush-Werkzeug

Mit Objekt → Pfad → Vary Width Markers können Sie zufällige Breitenpunkte setzen. Das ergibt einen schönen handgemachten Look.

Bild: Konturen mit Zufallspunkten im Breitenprofil

In einem Beitrag in »Illustrator Service« Ausgabe 24 finden Sie übrigens eine detaillierte Beschreibung der Möglichkeiten:

WidthScribe

Das Plug-in erhalten Sie für Versionen ab Illustrator CS5 einzeln oder im Bundle mit anderen Plug-ins bei www.astutegraphics.com. Informationen: http://www.astutegraphics.com/software/widthscribe/

Zurück